Herbstexkursion 2016
Herbstexkursion am 8.Oktober 2016 nach Frankleben, Braunsbedra/Pfännerhall, Goseck und Großjena
Um 8.00 Uhr trafen wir uns am Hallmarkt, von wo es zügig
in Richtung Merseburg ging. Der Bus war wieder bis auf den letzten Platz besetzt.
Herr Voß hatte wieder eine interessante Exkursion vorbereitet und alle Teilnehmer waren gespannt, was sie
erwarten würde.
Die erste Station war das Wasserschloss Frankleben.
Wasserschloss in Frankleben
Dieses besteht aus mehreren Teilen aus verschiedenen Bauepochen, die bereits am Außenbau
ablesbar sind. Der jetzige Hausherr, Herr Parcher, der das Schloss im Jahre 2008 in einem jämmerlichen Zustand
übernahm, wies auf die Baunaht hin. Der Südflügel stammt noch aus dem Mittelalter, daran angebaut wurden
3 Flügel, die gemeinsam einen kleinen Innenhof bilden, allseitig umgeben von toskanischen Säulen, auf denen
die Obergeschosse aufgelagert sind. An der Nordwestecke dieses Hofes befindet sich ein stattliches
Renaissance-Portal mit Allianzwappen der Herren von Bose und von Berbisdorf. Diese Wappen findet man
insgesamt fünfmal im Schloss.
Decke mit der Darstellung der 5 Sinne
Das Schloss war im Rahmen der Bodenreform enteignet worden, die alten Besitzer vertrieben, und wurde bis 1988
durch die politische Gemeinde für verschiedene Zwecke, vorwiegend verwalterischer Art, genutzt. 1988 wurde die
Nutzung aufgegeben, und damit begann der Verfall des Gebäudekomplexes. Nach der Wende verfiel das Schloss
zusehends, bis ein Brand das Schloss soweit zerstörte, dass niemand mehr an eine Wiederbelebung geglaubt hatte
und das Schloss nicht mehr zu retten sei. Mit viel Enthusiasmus (und viel Geld) gelang es dem neuen Eigentümer,
Stück für Stück das Schloss wieder in einen Zustand zu versetzen, der zumindest eine Nutzung erlaubt. Teilweise
wurden auch schon Restaurierungsarbeiten durchgeführt, zum Beispiel wurde in einem Gewölberaum im Erdgeschoss
eine in der DDR-Zeit übermalte Decke mit der Darstellung der 5 Sinne wieder freigelegt,
und die Portale wurden restauratorisch bearbeitet.
Patronatskirche
Auch in der Kirche wurden wir vom Schlossherrn geführt. Sie ist eine Patronatskirche und wurde über Jahrhunderte
durch den Gutsherrn gefördert. Auch heute bemüht sich der Hausherr des
Schlosses um den Erhalt dieses Gebäudes. Es stellt einen barocken Bau dar, der durch den Merseburger Baumeister
Johann Michael Hoppenhaupt geplant und ausgeführt wurde. Der Erhaltungszustand ist mittlerweile als gut zu
bezeichnen. Der Turm hatte früher eine Laterne. Im Zusammenhang mit Kampfhandlungen am Ende des 2. Weltkrieges
wurde die Laterne zerstört und anschließend zur Sicherung des Gebäudes abgenommen – der Turm wurde dadurch
leider verstümmelt. Eine Rekonstruktion wäre wünschenswert. Im Innern können wir eine geschlossene Ausstattung
der Bauzeit um 1735 erleben. Mit einfachen gestalterischen Mitteln und Tricks wurde hier eine beeindruckende
Raumgestalt erreicht.
Ehemalige Zentralwerkstatt Pfännerhall
Seit Jahrhun-
derten wird im Geiseltal Kohle abgebaut, da hier die Kohle teilweise zu Tage getreten ist.
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde damit begonnen, die Kohle industriell abzubauen. In dem ehemaligen
Werkstattgebäude für die Reparaturen der großen Abraumgeräte (Pfännerhall) klärte uns der Leiter der
jetzigen musealen Einrichtung die Besonderheiten der Entstehung der Braunkohle und den darin eingeschlossenen
Fossilien sowie der Braunkohlenförderung im Geiseltal. Geologisch handelt es sich um eine große Talsenke,
in die viele Jahre Wasser einströmte und die dort anfallenden humosen Massen wie Bäume, Farne und ähnliches
verwitterten. In diesem Sumpfklima verrotten normalerweise die organischen Bestandteile. Im besonderen Fall
des Geiseltales war aber zusätzlich zu den allgemeinen Niederschlagswässer eine stark kalkhaltiges Wasser
in dieses Tal eingeströmt, das die Verwitterung der organischen Stoffe verhinderte und zu den heute in
Menge und Qualität erheblichen sehr interessanten Funden des Geiseltales führte. Diese wurden bereits in den
frühen Jahren des 20. Jahrhunderts im Geiseltalmuseum in Halle wegen ihrer enormen wissenschaftlichen
Bedeutung der Öffentlichkeit präsentiert. Durch diese Besonderheiten
Waldelfant - Fundort Geiseltal
der geologischen Verhältnisse ist der
Waldelefant in gutem Zustand, in verhältnismäßiger Vollständigkeit und in größerer Anzahl uns erhalten geblieben.
Ein Exemplar wird in der Ausstellung präsentiert. Die Halle, in der sich heute das Museum befindet, stammt
aus den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts und stellt eine interessante Betonkonstruktion aus der Frühzeit der
Anwendung von Beton für konstruktive Bauteile dar. Von den für die Reparatur der Riesenmaschinen verwendeten
Geräte waren noch einige im Originalzustand vorhanden, z. B. eine Bohrmaschine mit einem Bohrdurchmesser
von mindestens 10 cm und eine überdimensionale Drehbank. Wie groß müssen dann erst die Abraumgeräte gewesen
sein, die mit diesen Werkzeugen repariert wurden.
Geiseltalsee
Seitdem die Kohlevorkommen im Geiseltal erschöpft waren, wurde das Restloch planmäßig geflutet, so dass ein
großer See entstanden ist, der nun für touristische Zwecke ausgebaut wird. An der bereits entstandenen Marina
von Braunsbedra konnten wir uns von den Plänen der Region im fertigen Zustand überzeugen.
Dass an diesem Tag der Sommer seinen Abschied genommen hatte, merkten wir, als wir unsere sehr schmackhafte
Gulaschsuppe im Zelt einnehmen durften.
Der Höhepunkt des Tages war sicherlich die Besichtigung des Schlosses und der ehemaligen Klosterkirche in Goseck,
die teilweise in das Schlossgebäude integriert wurde. In den letzten Jahren wurden umfangreiche Restaurierungsarbeiten
an dem Gebäude vorgenommen, so dass die Baulichkeiten sich jetzt in einem ansehnlichen Zustand dem Publikum
präsentieren.
Klosterkirche in Goseck
Klosterkirche in Goseck
Von der ehemaligen Klosterkirche sind lediglich der Chor und die Vierung mit den Querschiffen einschließlich der
hohen schlanken Apsiden vorhanden, das Schiff wurde großflächig abgebrochen bzw. im Schloss eingebaut. Die
Baugeschichte ist noch ungeklärt.
In dem Chorraum sind wertvolle aufwendige Renaissance-Epitaphe eingebaut. Während des Verfalls des Kirchenbaus
verschwanden von einigen der dort befindlichen Figuren die Köpfe. Im Verlauf der Sanierungsarbeiten kamen mehrere
der Köpfe anonym wieder zurück und wurden den Körpern wieder aufgesetzt. Unter dem Chorraum befindet sich eine
einfache Krypta mit Kreuzgratgewölben zwischen Gurtbögen über einer rechteckigen Mittelstütze. An vielen Stellen
sind hier noch Reste mittelalterlicher Bemalung zu erkennen.
Das letzte Objekt der interessanten Exkursion war ein wiedererstandenes Landhaus in Großjena.
Wiederenstandenes Landhaus der Kunsthistorikerin Frau Dietl - Beissel
Die Eigentümerin, Frau Dietl-Beissel, eine Kunsthistorikerin aus Berlin, schilderte sehr
engagiert und eindrücklich die Anstrengungen der Sanierungsarbeiten an den heruntergekommenen Gebäuden des Anwesens.
Sie hat sich in die Gebäude verliebt und steckt nicht nur Geld in die Wiederherstellung, sondern auch ihre
gesamte Existenz. Nebenbei untersucht und erforscht sie auch noch die Baugeschichte der Gebäude. Das Gutshaus
ist - nach bisher nicht bestätigten Forschungen der Eigentümerin - sehr wahrscheinlich von dem Weimarer
Landbaumeister Coudray geplant und errichtet worden. Schritt für Schritt werden Gebäude für Gebäude saniert.
Wir konnten uns in der Orangerie davon überzeugen, wie angenehm das Ergebnis dieser aufopferungsvollen Tätigkeit
sein kann. In der ehemaligen Orangerie wurde ein Cafe´ eingerichtet, in dem wir unseren selbstgebackenen Kuchen
verzehren konnten.
Rekonstruierte Orangerie - in Großjena
An diese Exkursion werden sich die Teilnehmer wohl noch lange gerne erinnern.
Bericht: Peter Girke
Fotos:Peter Girke