Um unser diesjähriges Sommerfest gemeinsam zu feiern trafen wir uns, die „Freunde der Bau- und
Kunstdenkmale Sachsen-Anhalt e.V.“, am Freitag, dem 20.06.2025.
Dieses Jahr waren wir zu Gast in einer ganz besonderen Location, im Luckner Museum in der Bernburger
Straße, bei der „Felix Graf von Luckner Gesellschaft“.
Nach einer herzlichen Begrüßung durch den Vereinsvorsitzenden Matthias J. Maurer und dem Vize Andreas
Wagner, versammelten wir uns im kleinen Luckner-Park um bei schönstem Sommerwetter an der Kaffeetafel
Platz zu nehmen. Ein Novum, um Kaffee und Kuchen brauchten wir uns mal nicht selbst zu kümmern, wir
wurden von den Mitgliedern der Gesellschaft verwöhnt.
Die meisten von uns kannten das Luckner Museum noch nicht.
So war im Jahr in dem sich das Ende des zweiten Weltkrieges zum achtzigsten Mal jährte, die
anschließende Führung durch die Museumsräume besonders interessant. Ist es doch Felix Graf Luckner
maßgeblich zu verdanken, Halle vor der kompletten Zerstörung durch die amerikanische Armee bewahrt zu
haben.
Er wurde am 09. Juni 1881 in Dresden geboren und verstarb am 13. April 1966 in Malmö. Nach einem
Staatsbegräbnis im Hamburger Michel wurde er auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt.
Dank der Ausführungen Herrn Maurers, seiner vielen Kommentare und auch manch eines von ihm vorgetragenen
Anekdötchens zu den ausgestellten Bildern, Büchern, Schiffsmodellen, Exponaten und verschiedenster
Kuriositäten, erschloss sich uns die Persönlichkeit des Graf Felix von Luckner als einer der großen
Persönlichkeiten des 20.Jahrhunderts.
Mit 16 reißt er von zu Hause aus, um zur See zu fahren. Binnen 10 Jahren bringt er es vom Schiffsjungen
zum Kapitän der Kaiserlichen Marine.
Im ersten Weltkrieg fungierte er als Kapitän des Hilfskreuzers SMS Seeadler, es gelang ihm die englische
Seeblockade zu durchbrechen und er erlangte als Seeteufel seine Berühmtheit.
Sein erstes Buch erschien 1920 unter dem Titel „Seeteufel“.
Zwischen 1926 und 1933 tingelt der Graf durch Amerika und gab auf Vorträgen seine Erlebnisse, in Form
von Abenteuererzählungen, gespickt mit so manchem Seemannsgarn, zum Besten. In dieser Zeit verfasste er
noch weitere Seeteufel-Bücher.
Während der NS-Zeit passte er sich den politischen Gegebenheiten an, war jedoch weder Mitglied der
NSDAP, noch trat er als überzeugter Nationalist auf. Tatsächlich aber benutzte er die Machthaber in
erster Linie als Geldgeber um wieder in See stechen zu können. Von Mai 1937 bis Juni 1939 kreuzte er mit
seinem Segelschiff „Seeteufel“ um die Welt.
Er fällt jedoch in Ungnade und es wird ein „Sondergericht“ des Führers einberufen. Ihm werden sexuelle
Verfehlungen an Minderjährigen und Freimaurerei vorgeworfen. Der Kriegsausbruch 1939 rettete ihn, jedoch
darf er nicht mehr öffentlich auftreten und seine Bücher werden verboten.
Im Jahr 1940 kehrt er nach Halle zurück, wo er im Hause seiner Mutter ein unscheinbares Leben unter
Auflagen führt. Hier bewahrte er 1943 die Jüdin Rosalie Janson vor der Deportation ins
Konzentrationslager.
Am 16. April 1945 rettet Luckner durch Verhandlungen mit den Amerikanern Halle vor dem unmittelbar
bevorstehenden Luftangriff.
Er wird zum Ehrenoberst der 104. US-Division „Timberwolf“ ernannt. Nachdem Halle der sowjetischen
Besatzungszone zugeschlagen wird, verlässt Luckner Halle, zieht nach Schweden und 1952 nach Hamburg.
Im Westen ehrt man ihn mit dem Bundesverdienstkreuz, im Osten aber schwieg man ihn tot.
Im Anschluss ging es hinab ins Luckner Gewölbe wo uns Werner Richey, seinen neuesten Film über Graf
Luckner vorführte.
Das Filmmaterial über das Kriegsende in Halle holte uns ganz schnell wieder in die Gegenwart zurück. War
es doch bis vor wenigen Jahren unvorstellbar das wir jemals wieder so nah Krieg zu spüren bekommen
würden. Nachdenklich gestimmt fanden wir uns wieder im Luckner Park ein.
Hier lief inzwischen der Grill auf Hochtouren und wir wurden mit frisch gegrillten Spezialitäten
verwöhnt. Der Abend ging mit vielen guten Gesprächen und manch einem Glas Wein zu Ende.
Die Luckner Gesellschaft war ein toller Gastgeber und hat uns aber auch viel zum Nachdenken mit auf den
Weg gegeben.
Ein großes Dankeschön auch an unsere Vorsitzende Martina Lehmann und Stellvertreterin Monika Primer, die
unser diesjähriges Sommerfest initiiert haben.
Kerstin Häusler,
am 3.Juli 2025