Endlich! Das neue modern gestaltete Museum in Lützen ist fertig und unsere Herbstexkursion 2024 wurde zur Frühjahrsexkursion 2025 der Freunde der Bau-und Kunstdenkmale Sachsen-Anhalt
Bei schönstem Frühlingswetter ging es auf die lang geplante und von unserer Vorsitzenden Martina Lehmann sorgfältig und umsichtig vorbereitete Bustour. Das neue Museum Lützen 1632 zeigt den Krieg mit einer Schlacht ohne Sieger, beruhigend nur, dass die Gefallenen wieder unter der Erde sind, aber die Gedanken gingen auch in die heutige Zeit...
Fast versöhnlich leuchtete auf dem ehemaligen Schlachtfeld hinter der damaligen Via Regia das Gelb des weiten blühenden Rapsfeldes. Nach Besichtigung der Gustav-Adolf-Gedenkstätte und einem Spaziergang zur Parkgaststätte konnten wir uns stärken und auf die heitere Seite unserer Exkursion besinnen.
Wobei - auch das Museum Schloss Lützen berichtet von einer Schlacht in der Napoleon der
preußisch-russischen Armee gegenüberstand.
Aus Anlass eines Tages des offenen Denkmals hatten Lehmanns die weitere Gegend erkundet und in Dehlitz
eine ganz besondere Dorfkirche mit italienischem Flair entdeckt.
Der Kontakt zum Förderverein wurde geknüpft und so erfuhren wir spannende Geschichten und durften feines
Selbstgebackenes kosten.
Vorausschauend und umsichtig organisiert von unserer Vorsitzenden, mit Unterstützung von Monika Primer,
erlebten wir eine lange im Gedächtnis bleibende Frühjahrsexkusion 2025. Danke!
Helgard Witburg Rutte
Keine Autostunde von Halle entfernt macht ein Museum von sich reden, das ein Massengrab zum Mittelpunkt hat. Die 45 Teilnehmer der Vereinsexkursion am 2. Mai können spätestens jetzt mitreden, Und nicht nur das bleibt von dieser gemeinsamen Unternehmung, die nach Lützen und nach Delitz an der Saale führte. Wer bitte hat schon einmal von einer Kirche gehört, die quasi halbiert worden ist, um sie zu erhalten?
Aber der Reihe nach. Erstes Ziel des Tages ist das im vergangenen Jahr eröffnete Museum Lützen 1632 gewesen; gebaut, um an eine der verlustreichsten Schlachten des Dreißigjährigen Krieges zu erinnern, bei der sich dem 6. November 1632 das schwedisch-protestantische Heer Gustav II. Adolfs und die kaiserlich-katholischen Truppen von Wallenstein bei Lützen gegenüberstanden.
Im Museum sind so anschaulich wie bedrückend die 2011 geborgenen sterblichen Überreste von 47 Toten der Schlacht ausgestellt, bei der auch Schwedenkönig Gustav Adolf sein Ende fand. Drei Gästeführerinnen informierten über das Museum und seine Ausstellung, die Gustav-Adolf-Gedenkstätte und über die Kapelle, die Beginn des 20. Jahrhunderts ihm zu Ehren an den Rand von Lützen gebaut worden ist. Und räumten mit einer Legende auf, die schon manchen in die Irre geführt hat: Bei dem Areal handelt es sich anders als gemunkelt nicht um eine schwedische Enklave, sondern um deutsches Territorium.
Dass die Kleinstadt Lützen einst eine weitaus größere Bedeutung hatte als heute, wurde spätestens beim anschließenden Besuch des Schlosses klar. Als Zollburg um 1250 erstmals urkundlich erwähnt, diente es im Laufe seiner wechselvollen Geschichte als Bischofssitz, als Gasthof, auch als Unterkunft für Umsiedler nach dem Zweiten Weltkrieg, als Schule und schließlich bis heute als Heimatmuseum. Im Dreißigjährigen Krieg war es das Hauptquartier des Schwedenkönigs, dessen Truppen wie auch die kaiserlichen auch außerhalb von Schlachten in der Gegend gewütet haben.
Auch im Dörfchen Dehlitz an der Saale, der dritten Station der Vereinsexkursion. Ein Nachkomme des
einstigen Besitzers des dortigen Gutes, Markus Hoffmann-von-Wolfersdorff, berichtete über die Dehlitzer
Geschichte seiner Familie. Sein Vorfahr Hans von Wolfersdorff hat das Anwesen 1594 gekauft und auch die
vorhandene Kapelle zu einer Kirche ausbauen lassen, deren Fördervereinsvorsitzender der Leipziger
Rechtsanwalt heute ist. Bis 1660 sei die Familie in Dehlitz geblieben und den Besitz dann aufgegeben,
weil dem Gutsbetrieb durch die Plünderungen des Krieges die wirtschaftliche Grundlage entzogen worden
sei. Andere Besitzer folgten, auch ein Umbau der Kirche, die schließlich im Zweiten Weltkrieg enormen
Schaden erleiden sollte.
Zu DDR-Zeiten sollte sie komplett abgerissen werden, berichtete nun der ebenfalls sehr im Ort engagierte
Christoph Tandel. Engagierte Einwohner hätten das verhindern können – man einigte sich darauf, das
Kirchenschiff und den Turm abzubrechen und den Chorraum mit kunsthistorisch wertvoller Innenausstattung
zu erhalten.
Mit viel Einsatz wurde bis zur Wende und darüber hinaus an der Restaurierung gearbeitet; seit 25 Jahren
macht sich der Förderverein um den Erhalt der Kirche verdient. Auch mit Veranstaltungen, die im Sommer
und in der Adventszeit in Dehlitz stattfinden. Dazu, betonte Vereinschef Hoffmann-von Wolfersdorff,
seien auch Besucher von außerhalb eingeladen.
Annette Herold-Stolze
Weitere Informationen:
Museum Lützen 1632: https://museum-luetzen-1632.de/
Schloss Lützen: https://www.stadt-luetzen.de/de/museum-luetzen.html
Dorfkirche Dehlitz: http://www.kirche-dehlitz.de/
Fotos: S.Montag, A.Herold-Stolze, A.Kolbe, M.Lehmann