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"Zwei Mahnmale als Orte der Besinnung in Kabelsketal"



Veröffentlichung des Förderkreises Romanisches Portal im Amtsblatt der Gemeinde Kabelsketal Nr. 22/2019 und 23/2019.

In unserer Ortschaft Dölbau finden wir zwei Denkmäler, die an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges erinnern:
-Im Ortsteil Naundorf wurde im Jahre 1925 für die im Krieg gefallenen Soldaten der damaligen Gemeinden Dölbau, Naundorf und Stennewitz (*1) ein Denkmal auf der Südseite des Kirchturmes links vom spätromanischen Sandsteinportal angebracht.
-Im Ortsteil Kleinkugel befindet sich das Gefallenendenkmal freistehend am Friedhof Kleinkugel auf dessen linker Seite.
Beide Denkmäler erinnern an den sinnlosen Tod von Vätern und Söhnen der damaligen vier eigenständigen Gemeinden unserer heutigen Ortschaft auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges.
Der Förderkreis Romanisches Portal hat damit begonnen, das Denkmal in Naundorf wieder in einen würdigen Zustand zu versetzen und berichtet darüber im ersten Teil dieser Betrachtungen. Im zweiten Teil erfolgen Ausführungen über das Denkmal in Kleinkugel.

1.Das Gefallenendenkmal in Naundorf
Dieses Denkmal an der Turmsüdwand der Kirche ist im „Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler“ (*2) mit der Feststellung „fein gestaltetes Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, um 1925“ erwähnt. Im Denkmalverzeichnis des Landkreises Saalekreis wird es als „besonders qualitätsvolles Denkmal“ eingeschätzt. Im Gegensatz zu diesen besonderen Aussagen wird es im Denkmalverzeichnis unserer Gemeinde Kabelsketal nicht einmal erwähnt!
Auf dem von einem Gesims getragenen Rechteckband, das in zehn quadratische Felder mit den Namen, Vornamen, z.T. militärischem Rang und Sterbe- bzw. Vermisstenort der Toten unterteilt ist, stehen jeweils über zwei der Felder drei Tafeln mit einem runden oberen Abschluss, von denen die mittlere etwas höher ausgeführt ist.

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Zeitungsausschnitt etwa vom Jahr 1925

Auf der höheren Tafel ist im Relief eine weibliche Figur dargestellt, die mit einem Zweig in der Hand, traurig nach unten schaut. Sie ist seitlich und über dem Kopf von einem gezackten Band umgeben, das Strahlen symbolisieren könnte. Auf den beiden seitlichen Tafeln sind Texte zu lesen und darüber befinden sich auf der rechten ein Christusmonogramm und links ein Eisernes Kreuz mit strahlenartigen Spitzen an den Enden. Die beiden äußeren Felder des Namensbandes sind von einem Gesims überdeckt, das auch die drei darüber befindlichen Tafeln umschließt und damit alle Teile des Denkmals verbindet.
Das Denkmal wurde aus feinkörnigem Kalkstein gefertigt. Sein Erhaltungszustand ist durch Witterungs- und Umwelteinflüsse sehr unterschiedlich. Besonders die jeweils vier äußeren Felder des Namensbandes haben so sehr gelitten, dass die die Felder teilenden Rippen zum Teil abgewittert und in allen acht Feldern die Namen, die Sterbedaten und -orte nicht mehr zu erkennen sind. Die drei oberen Tafeln zeigen sich in einem etwas besseren Zustand.
Der besondere Wert des Denkmals und seine inhaltliche Bedeutung für die Geschichte unserer Ortschaft veranlassten den Förderkreis, Vorstellungen zur Bewahrung der Anlage zu entwickeln. Unter der Regie des Sprechers unseres Förderkreises Gotthard Voss wurden gemeinsam mit dem Steinrestaurator Frank Albrecht Lösungen erörtert. Zielstellung ist eine mit vertretbaren Mitteln konservierende Bearbeitung, die die ausstrahlende Wirkung der Gesamtanlage sichert bzw. wieder herstellt. Auf der Grundlage der denkmalrechtlichen Genehmigung des Landkreises und der Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie wird eine Bearbeitung erfolgen, die schrittweise die Verbesserung des Aussehens, die Sicherung des Denkmals vor weiteren Regenwasserschäden und schließlich die konservierende Restaurierung bewirkt. Dabei sollen auch die Inschriften auf den Tafeln wieder lesbar werden und im Namensband behutsame Ausbesserungen erfolgen. In den total zerstörten Feldern ist die Neubeschriftung jedoch nicht möglich.

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Eine in der Zeit vom 11. Juli 2019 bis zum 15. Juli 2019 von Frank Albrecht und Thorsten Sperling installierte Berieselung mit Sprühschläuchen hat das Aussehen des Denkmals bereits ganz wesentlich verbessert, wie die Bilder von dieser Aktion zeigen. Weitere Arbeiten zur Erhaltung des Denkmals sollen noch in diesem Jahr erfolgen, die konservierende Bearbeitung im Jahr 2020. Der Abschluss der Konservierung ist auch abhängig von der Verfügbarkeit finanzieller Mittel!
Liebe Leser und liebe Angehörige der auf dem Denkmal gedachten Toten: Sie können diese Arbeiten durch Ihre Spende unterstützen!

2. Das Gefallenendenkmal in Kleinkugel
Das Denkmal für die Gefallenen des ersten Weltkrieges am Rand des Friedhofs in Kleinkugel ist im Denkmalverzeichnis der Gemeinde Kabelsketal als „Kriegerdenkmal“ aufgeführt und mit einem Foto versehen. Es gibt keine Angaben über die Anzahl und Namen der Kriegstoten, ebenso ist das Jahr der Errichtung und Einweihung nicht bekannt.

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Feldsteinpyramide in Kleinkugel

Da die damalige Gemeinde Kleinkugel zum Kirchspiel Dieskau gehörte, könnte es Gründe gegeben haben, statt der Beteiligung an dem gemeinsamen Denkmal der anderen Gemeinden des Kirchspiels im Dieskauer Grund -das waren Bruckdorf, Dieskau, Kanena und Zwintschöna- ein eigenes im Ort zu errichten. Ein Aspekt dürfte eventuell die entfernte Lage gewesen sein, ein möglicher weiterer die politischen Querelen um das gemeinsame Denkmal, die Rainer A. Niephagen im Heimatjahrbuch des Saalekreises 2018 ausführlich beschrieben hat (*3).
Das freistehende Denkmal in Kleinkugel wird durch in Zementmörtel gebundene pyramidenförmig aufgeschichtete Feldsteine und ein darauf befindliches Steinkreuz gebildet. Die Pyramide ist ca. 3,30m hoch; das in die Pyramide eingebundene Steinkreuz misst etwa 1,60m. Das Kreuz ist auf der der Straße zugewandten Seite mit einer Schrift versehen. Darüber ist ein Stahlhelm abgebildet, darunter ein Dolch. Die aus Draht und Gestrüpp bestehende Einfriedung des Friedhofs reicht bis an die Pyramide heran. Hinter dem Denkmal steht eine hohe Eiche mit weit ausladenden Ästen.
Nach 1945 ist die Feldsteinpyramide etwa in Augenhöhe mit der Aufschrift „Wir mahnen zum Frieden“ aus Metallblech ergänzt worden, die jetzt nicht mehr vorhanden ist. Die beiden Stellen der Einbindung der Metallkonstruktion in das Mörtelbett der Feldsteine sind noch erkennbar. Die verrostete Aufschrift wurde beim Neuverfugen der Pyramide nach 1989 entfernt.
Von der Aussage her ist das Kleinkugler Denkmal grober und trutziger als das aufwendig gestaltete in Naundorf. Die Bildung der Pyramide aus Feldsteinen und des Kreuzes aus Granit können als Symbolik gedeutet werden: Die Feldsteine erinnern an die im Krieg verwendete Formulierung „im Felde gefallen“ für im Kriegsdienst getötete Soldaten, die verharmlost und die Tragik für die Angehörigen völlig ausblendet.

3. Schlussbetrachtung
Anlass für die Darlegungen in diesem Beitrag über die Gefallenendenkmale sind der bevorstehende Volkstrauertag am 17. November 2019 und der 75. Jahrestag des Bombenhagels auf die Dörfer unserer heutigen Ortschaft am 28. September 1944, der die Schrecken des Zweiten Weltkrieges bis in die Häuser brachte (*4).
Für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges und die Bombenopfer existiert in unserer Ortschaft kein Denkmal bzw. Gedenkort. Anhand der Befragung von Zeitzeugen konnte im Laufe der Zeit eine Aufstellung erarbeitet werden, in der diese Kriegsopfer aus den damaligen Gemeinden erfasst wurden. Eine solche Liste hängt zurzeit im Schaukasten des Förderkreises Romanisches Portal am Friedhofseingang Alte Schulstraße in Naundorf aus. An dieser Stelle soll allen Einwohnern, die bereitwillig Auskunft gaben, gedankt werden. Besonderer Dank an Irmgard Milde, die die handschriftliche „Urliste“ im Jahr 2012 aufstellte, sowie für den Ortsteil Dölbau an Sigrid Giseke, für den Ortsteil Kleinkugel an Herbert Worg und Gisela Blume und für den Ortsteil Naundorf an Heribert Wille und Hanni Müller.
Die Aufstellung ergibt, dass auf den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkrieges 55 Väter und Söhne unserer Ortschaft starben und 5 Frauen zivile Opfer der Bombardierung wurden.
Demgegenüber stehen die 21 Gefallenen des Ersten Weltkrieges, die auf dem Denkmal in Naundorf aufgeführt sind, und eine unbekannte Zahl Gefallener in Kleinkugel, so dass ein direkter Zahlenvergleich nicht möglich ist.
Alle Menschen sollten sich an einem Satz des Philosophen Immanuel Kant (1724 – 1804) orientieren:


Frieden ist das Meisterwerk der Vernunft!




Förderkreis Romanisches Portal Kirche Naundorf

Text:Helmut Huhn
Fotos: Karl Schikora, Gotthard Voß, Christina Huhn

Anmerkungen und Literaturhinweis:

(*1) Stennewitz wurde in Jahr 1935 ein Teil der Gemeinde Naundorf
(*2) Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler (Dehio) Deutscher Kunstverlag München/Berlin 1999; Sachsen-Anhalt II: Reg.-Bezirke Dessau und Halle
(*3) Rainer A. Niephagen „Das Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges im Dieskauer Grund - Eine kleine kommentierte Zeitungsschau aus dem Jahr 1928“ in Heimatjahrbuch Saalekreis Band 24 (2018) Herausgeber: Kreisverwaltung Saalekreis mit Museum Petersberg
(*4) Dölbauer Chronisten „Vor 70 Jahren Krieg vor der Haustür“ in Amtsblatt der Gemeinde Kabelsketal 20/2014 (z.Zt. auch abgedruckt im Schaukasten des Förderkreises anlässlich des 75. Jahrestages dieses Ereignisses)


Angaben zum Förderkreis allgemein und speziell zum Gefallenendenkmal in Naundorf finden Sie auch im Internet unter "www.romanisches-portal-naundorf.de" Spenden zur Unterstützung unserer Restaurierungsarbeiten erbeten unter
Kreiskirchenamt Halle
IBAN DE55 8005 3762 0386 060118
RT 180 Spende Portal Kirche Naundorf

Liebe Leser, liebe Einwohner, die beiden Denkmäler eignen sich gut als Ziele für einen Spaziergang an einem sonnigen Herbsttag!
Noch etwas: Wir möchten mehr über die Geschichte der beiden Denkmäler wissen. Falls Sie Fotos oder andere Informationen dazu haben, so melden Sie sich bitte per Telefon unter 0345/560 2336 oder über das Internet.



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